Dominik Zehle 

Seine Selbstportraits zeugen gleichermaßen von Verletzlichkeit und Stärke. In der Rolle des Clowns, dessen Welt weg zu brechen droht, verkörpert er den demütigen Entertainer. Jedoch nicht ohne damit Kritik an der Gesellschaft zu üben und die Fragilität der subjektiven Position des Individuums in Frage zu stellen. Werden wir vorgeführt? Oder haben wir unser Leben selbst in der Hand? Die Farbgebung in weiß und rot auf schwarzem Grund, lässt vieles nur ansatzweise erahnen was in dem Künstler vor sich geht. Die Anarchie des Lebens symbolisiert er durch das bewusste Weglassen akribischer und exzessiver Detailgestaltung. Dies zeugt abermals von der Ausdruckskraft des Künstlers in dieser mehrdeutigen Rolle innerhalb konservativer Strukturen.

Die Frage nach verständlicher Kommunikation und der emotionalem Tunnelblick, sowie die Misskommunikation die zwischen Menschen entstehen können ist in „Long Distance Call“ sichtbar. Wo wir hin wollen ist dabei oftmals nicht klar und doch werden in zwischenmenschlichen Beziehungen mit Worten Fehler begangen und dadurch subjektiv, die Gefühle der anderen Person verletzt. Die Transition vom Hörer zum Screen und die damit einhergehende Suche nach einem Sinn wird sind in der Dynamik der verschlungenen Leitungen sichtbar. Sie berühren sich und doch finden sie nur schwer zueinander. Hiermit schlägt der Zeile eine Brücke zwischen Kommunikation und dem gesellschaftlichen Miteinander.

In seiner Kunst lassen sich Referenzen seiner Street Art Zeit und die reduzierte Technik des POP-Art, sowie abstrakte Portraitmalerei erkennen. Dabei sprüht er mit Acryl flächendeckend Motive oder feine Texturen auf den Hintergrund, um Tiefe und Format des Bildmotivs zu kreieren. Seine Technik brilliert durch die Gestaltung von Motive und Körper, welche sich durch feine Linien von den größeren Flächen abheben. Damit entsteht fast die Eindruck, die Blutadern lägen außen auf der Haut der sich auflösenden weiblichen Figur, die ihr innerstes nach außen kehrt.

Auch bei Zehle spielen persönliche Einschnitte und Vorahnungen wie in „Vermählung“ eine zentrale Rolle. Die Ehe und ihre Folgen, schienen dem Künstler bereits in einer Vorahnung. Ebenfalls sichtbar ist diese persönliche Geschichte im Motiv der Maske, welche der Künstlers umgeben von den Musen und weiblichen Einflüssen seines Leben in seinem ersten Selbstportrait ablegt. Gleichsam beschützend wie auch den Künstler versteckend, versuchen die Menschen in seinem Umfeld ihn zurück zu halten. Das Ablegen dieser Masken könnte als Befreiungsschlag gedeutet werden und damit einen neuen Lebensabschnitt einleiten, in welcher der Künstler die Essenz seiner Persönlichkeit zu bewahren versucht. 

Ein weiteres spannendes Motiv ist die sich selbst auflösende weibliche Form und das Erwachen und Ausbrechen aus alten Mustern, welches durch eine sich ausbreitenden Pflanze über dem Bildmotiv symbolisiert wird. 

Universität Stuttgart, Kunststudium 

Website: www.dominikzehle.com

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