Marcel Grünelt

Mal ist es eine zufällige Momentaufnahme, das Glück des rechten Augenblicks, mal eine arrangierte Szenerie die Bühnenbildcharakter hat. Ein Foto bildet doch die Realität ab, ist somit also Wahrheit, oder? Die Frage nach der Wahrheit gehört zu den zentralen Problemen der Philosophie und der Logik und ist in unserer Zeit auch ein zentrales Thema der Politik und Gesellschaft. Großmächte benutzen Fotografien als Rechtfertigung für präventive und vorwärts gerichtete Friedenspolitik. Der Künstler Marcel Grünelt benutzt sie um Verwirrung zu stiften, zwingt zum zweiten Blick, fordert zum Suchen auf. 

Poet, Fotograf und Bildender Künstler Das ganze Schaffen des jungen Künstlers entspringt einer Weltanschauung, die man am besten mit dem Wort Bohème beschreibt und in seinem Fall tiefe Wurzeln in der Gothic-Szene hat. Diese morbid anmutende Szene geht einher mit Hinwendung zum Individualismus und tiefer literarischer und musikalischer Poesie, die alles in Frage stellt und Vergänglichkeit als traurige, aber bestehende Realität annimmt. 

Kreativität ist die wundervolle Gabe, unsere Gedanken in Form und Farbe zu bringen, unsere Träume in eine Realität zu verwandeln und gleichzeitig einen Teil unserer Seele zum Ausdruck zu bringen.

Gleichzeitig durchzieht er die Bilder mit Pixelbreiten Lichtlinien, gibt ihnen grelle Farbkleckse mit, aus denen das pure Leben sprüht. Seine Schwarzlichtserie, die gleich am Eingang hängt, leuchtet in Millionen bunten Lichtpunkten hinter denen man eine simple Verpixelung vermutet, die aber in Wirklichkeit aus fluoriszierenden Farbpigmenten seines _Magic Powders“ besteht, die subtil auf die Haut des Models drapiert, dann mit Schwarzlicht angestrahlt und abfotografiert wurden. Ein anderes Werk entstand aus einer Fotografie, die überbelichtet auf Papier übertragen, dort mit einem Stift die Konturen nachgezogen, mit Kreide ausgemalt und über den Fotoapparat wieder digitalisiert wurde. 

Ist die Fotografie somit Abbildung der Wirklichkeit, wenn aber doch manipuliert wurde und es damit keine Wirklichkeit mehr sein kann? Botschafter oder gekonnter Spieltrieb? Auch wenn der Bogen gewagt ist, Marcel Grünelt zeigt Fotografien einer realen Welt in die er eingegriffen hat, mal subtil, mal massiv. Bei jedem Bild stellt sich die Frage, was ist real, was manipuliert? Wo ist die Trägerin der Schuhe hin, deren Reflexion noch als Erinnerung in einer Pfütze weilt. Zur Beschreibung der Bilder liefert der Künstler neben den Titeln auch häufig Poesie, die meist Textfragmente aus Musikstücken von Edith Piaf bis zu „Goethes Erben“ entspringen. 

www.BC-area.de

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